Auf welche Fakten wir unsere Forderung begründen:
Eine Weidezone ist nichts anderes, als ein geografisch klar definiertes Gebiet, in welchem die großen Beutegreifer ganzjährig bejagbar sind. Diese Zonierung kann durch die Tiroler Landesregierung erfolgen, da das Jagdrecht Landessache ist.
Solche Zonen gibt es bereits in Schweden, Finnland (außerhalb den bei dem Eintritt zur EU definierten Zonen), Frankreich ..... Alle diese Zonen werden mit dem Schutz der jeweiligen Kultur begründet.
Land (Wolfsbestand) | Jagdart | Jagdart/ Jagdgebiet | Anzahl bisher getöteter Wölfe |
Finnland (ca. 300 Wölfe) | Schutzjagd | Im Rentiererhaltungsgebiet | 127 Wölfe von 2011 – 2020 |
| Schutzjagd | Bei Übergriffe an Rentieren außerhalb der Zonen im gesamten Land | 108 Wölfe von 2011 – 2020 |
| Schutzjagd | Abschüsse durch Polizei im gesamten Land (verletzte oder gefährliche Tiere die zu nahe an Siedlungen kommen) | 50 Wölfe von 2011 - 2020 |
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Schweden (339 Wölfe) | Lizenzjagd | Mittel- Nordschweden (Weidezonen) | 174 Wölfe seit 2010 |
| Keulung | | 143 Wölfe seit 2010 |
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Frankreich (500 Wölfe) | Schutzjagd | Vor allem in Département Aveyron | Ca. 90 Wölfe im Jahr 2021 |
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Slowakei (500 Wölfe) | | Bestandsregulierung | 50 Wölfe im Jahr 2021 |
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Begründung für die Jagd auf Wölfe
Finnland, Schweden, Frankreich und
Erhalt der Kultur der Samen, zu denen die Rentierhaltung gehört
Erhalt des kulturellen Erbes von Roquefort-Käse der nur aus der Milch der Lacaune-Weideschafe hergestellt wird Regulierung des Bestandes für 10 Wochen pro Jahr
Vertragsverletzungsverfahren am Beispiel Schweden:
Am 27.01.2011 beschloss die EU-Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Schweden wegen der Wolfsjagd einzuleiten. Seit 11.07.2011 ruht dieses Verfahren.
Kultur in Tirol
Wir in Tirol haben seit tausenden Jahren ebenso eine Kultur der Weidewirtschaft.
Die Transhumanz – das ist der Übertrieb der Schafe von Süd- nach Nordtirol zur Beweidung der Almflächen in Nordtirol – ist immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO.
Ötzi – die Gletschermumie – mehr als 5.500 Jahre alt, war ebenso ein Hirte.
Durch den Wolf ist auch unsere Kultur der Weidehaltung von Nutztieren (Schafe, Ziegen, Kühe, Pferde .....) gefährdet.
Neben der Gefährdung des Bauernstandes und der Almwirtschaft ist aber auch die Biodiversität (die Artenvielfalt der Pflanzen in der Alm- und Bergregion), die Kulturlandschaft, sowie die Sicherheit (leichteres Abrutschen von Gleitschneelawinen wenn die Gräser aufgrund fehlender Beweidung langstielig werden) gefährdet.
Der Wolf hat vor allem im letzten Jahr gelernt, dass von den Menschen keine unmittelbare Gefahr ausgeht und so ist er beim Abtrieb der Tiere, „dem Futter“ auf die Heimweiden gefolgt. Vor allem dieser Winter hat uns gezeigt, dass der Wolf seine Beute auch in der Nähe von menschlichen Siedlungen schlägt.
Es gibt eine 7-stellige Einstufung der Gefährlichkeit des Wolfes.
Nach Meinung von Fachleuten sind wir in Mitteleuropa (Deutschland, Italien und Österreich) bei der Stufe 5 angelangt. Anzeichen für die Stufe 5 sind:
- Wölfe greifen Nutztiere wie zB. Rinder an; als Anzeichen hierfür finden sich leichtere und schwerere Verletzungen bei den Individuen.
- Wölfe verfolgen Reiter (das ist lt. Berichten in Italien und Deutschland bereits passiert).
- Wölfe schauen durch Fenster von Gebäuden (solch ein Fall ist mir noch nicht bekannt, jedoch wissen wir, dass Wölfe immer öfter durch besiedelts Gebiet laufen und nicht sofort vor Menschen fliehen).
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass durch das Argument „Schutz der Kultur“ eine Zonierung möglich ist.
Sollte Tirol eine solche Weidezone ausrufen, werden sicherlich NGO ́s und WWF einen Aufschrei machen und entsprechende Anzeigen machen. Ebenso ist zu erwarten, dass die EU relativ schnell ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich einleiten wird.
Österreich kann dann sehr einfach argumentieren, dass zuerst die Praktiken, wie sie in Finnland, Schweden und Frankreich angewendet werden, geklärt werden sollen.
In der EU ist die Gleichbehandlung aller Mitgliedsstaaten verankert. Es würde dann also die Frage der Zonierung endlich rechtens geklärt.
Eine solche Klärung hat übrigens auch Prof. Dr. Walter Obwexer bereits vor Jahren gefordert.
Die Schweden begründen Ihre Tätigkeiten mit dem Erhalt der Kultur der Samen. Durch den Wolf ist die Rentierzucht gefährdet. Diese ist wiederum eminenter Bestandteil der Samen (= Urvolk in Europa). Die Rentierzucht der Samen ist immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO und daher schützenswert.
Die Weidewirtschaft von kleinen Wiederkäuern (Schafe, Ziegen, Pferde und Rinder) ist ebenso ein wichtiger Teil der Kultur der Bauern in Tirol.
Analog zu der schwedischen Bevölkerung wollen auch wir, dass unsere Kultur der Weidewirtschaft geschützt wird. Diesen Schutz wollen wir ebenso in geschützten Zonen für unsere Weidetiere ausweisen.
Der aktuelle Weg von Bauernbund und ÖVP.
Über die Arge Alp wurde ein Arbeitsabkommen indiziert, welches am 21.10.2022 beschlossen werden muss, ein Monitoring System einzuführen. Ziel dieses Systems und Datenabgleich ist es über eine längere Zeit die Wolfspopulation im Raum der Arge Alp zu erfassen und so einen günstigen Erhaltungszustand zu erreichen.
Durch diesen günstigen Erhaltungszustand will der Bauernbund dann einzelne Wölfe in Nordtirol leichter entnehmen können.
Beim günstigen Erhaltungszustand muss man eines Wissen:
Dieser ist auf 2 Säulen aufgebaut. Einmal auf die Anzahl der Wölfe und zum andern auf die gleichmäßige Verteilung dergleichen.
Ein Beispiel: Sachsen hat mehr als 1.000 Wölfe. Deutschland ist jedoch weit weg von einem günstigen Erhaltungszustand, da es zB. in Baden-Württemberg keine Wölfe gibt.
Aus unserer Sicht ist es daher „unsinnig“ auf seitens der EU einen günstigen Erhaltungszustand erreichen zu wollen.
Lt. Studie der BOKU Wien (Universität für Bodenkultur) braucht Österreich dafür mindestens 1.000 Wölfe.
Zudem ist der vorgeschlagene Weg des Bauernbundes nichts anders als eine Zonierung.
Dieses Abkommen wurde bereits im Jahr 2018 von der Arge Alp beschlossen.
Es wurde bis heute jedoch nicht umgesetzt, obwohl auch in den Folgejahren bei Treffen der Arge Alp immer wieder über das Thema Wolf gesprochen wurde. Der Bauernbund und die ÖVP verkaufen uns dieses Arbeitsabkommen als etwas Neues. Dabei haben sie die letzten 4 Jahre nichts gemacht.
Dieses Faktum verärgert mich sehr!
Kraft der Kultur an einem Beispiel
Von Februar 2016 bis Spätsommer 2020 wurden in Norwegen 6 Windparks mit insgesamt 277 Turbinen (= Windräder) gebaut.
Die Samen haben gegen den Windpark Storheia und Roan in der mittelnorwegischen Region Trøndelag geklagt, da die Windräder ihre Rentiere irritieren und das säuselnde Geräusch der Turbinen die Rentiere stören.
Das Höchstgericht hat entschieden, dass 151 Windräder mit einem Investitionsvolumen von € 1,1 Milliarden abgebaut werden müssen.
Gegen dieses Urteil ist kein Rechtsmittel mehr anwendbar.
Rechtsgutachten Prof. Dr. Roland Norer
Das Instrument der Schaffung von Schutzgebieten für geschützte Arten ist zentraler Bestandteil des FFH-Rechts .......... Als rechtskonform wird hingegen eine Ausweisung von Weideschutzgebieten nach den Kriterien der Ausnahmetatbestände des Art. 16 FFH-RL beurteilt, die im Rahmen einer antizipierten Einzelfallprüfung für die jeweiligen Gebiete bzw. Betriebe durch Landesverordnung erfolgt.
Berner Konvention
Im Manifest der Berner Konvention wird den Vertragsparteien empfohlen, Gebiete mit unterschiedlichem potentiellem Wert für die Erhaltung der Wölfe zu bestimmen:
- Zonen, in denen der Wolf vollständig geschützt wäre
- Zonen, aus denen ausgewählte Wölfe nach einem Managementplan entfernt werden könnten
- Zonen, in denen der Wolf nur mit den Einschränkungen der geltenden Jagdvorschriften gejagt werden darf[118]
BOKU-Berichte zur Wildtierforschung und Wildbewirtschaftung 23
Bei Zonierungen sollen potentielle Konflikte zwischen Menschen und Wölfen durch geografisch unterschiedliche Managementmaßnahmen vermieden werden (Linnell et al. 2005). Eine Zonierung kann damit den Behörden ein Instrument bieten, den Schutz von Wölfen zu fördern. Es können Zonen ausgewiesen werden, in denen die Erhaltung von Wölfen vor menschlichen Interessen Vorrang hat. Daneben kann es Zonen geben, in denen die Populationsdichte von Wölfen an menschliche Aktivitäten angepasst wird, einschließlich Gebieten mit geringer Dichte (Low Density Areas „LDA“), sowie Freihaltezonen, in denen Wölfe nicht geduldet werden (Trouwborst 2018).
Zitat Günther Platter – Tirol Heute vom 24.02.2022:
„Jetzt heißt es umsetzen. Also nur mit schönen Worten, werde ich nie zufrieden sein. Sondern nur wenn tatsächlich spürbar ist, dass etwas passiert.“
Obmann Brugger Stefan