Im Juli 2025 werden die Weichen für die nächsten 6 Jahre gestellt. Was wird Österreich nach Brüssel melden?
Die Bilanz des bisherigen Almsommers ist eine traurige. In der Datenbank des Landes Tirol sind allein heuer 80 Nachweise verzeichnet – die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Erste Tiere – etwa im Stubaital vergangene Woche – mussten bereits nach 48 Stunden wieder von der Alm abgetrieben werden. Die Zahl der Risse auf Heimweiden steigt. Immer öfter melden sich verzweifelte Hirten und Bauern, die von mehr als 15 gemetzelten Schafen auf einer Alm berichten. Auch wenn uns die Politik glaubhaft machen will, dass die Nutztierrisse in den letzten Jahren zurückgehen und dass dies dem Jagddruck zu verdanken sei, so möchte ich doch erwidern: Der Rückgang liegt auch daran, dass immer mehr Bauern aufhören – immer weniger Almen bestoßen werden. Im Tiroler Unterland wird nur noch eine einzige Alm mit Schafen oder Ziegen bestoßen. Klar, dass dann die Zahl der Risse sinkt – aber zu welchem Preis? „Der Preis ist das stille Ende einer jahrhundertealten traditionellen Almwirtschaft.“ Die Folge: Wo keine Schafe mehr sind, reißt der Wolf Rinder. Der Anteil an Rinderrissen hat sich merklich erhöht. „Weniger Stück, dafür aber noch größere Schäden“, so bringt es der Obmann der Weidezone Tirol auf den Punkt.
Lange hieß es, die EU sei schuld, dass nichts getan werden könne. Nun aber sind die rechtlichen Grundlagen geschaffen – und trotzdem stehen die entscheidenden Schritte aus! Mit dem diesjährigen verpflichtenden Berichtsjahr an die EU stellt Österreich die Weichen für die nächsten sechs Jahre. War beim letzten Bericht noch eine grüne Ministerin verantwortlich, so liegt die Verantwortung heuer bei Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP). „Alles andere als eine entsprechende Meldung nach Brüssel, die Handeln ermöglicht, ist ein Affront gegen uns Bauern.“ Jetzt ist die Zeit, in der Versprechen eingelöst werden müssen. Jetzt ist die Zeit, Flagge zu zeigen – mutig und entschlossen. Vieles wurde bisher gemeinsam erreicht, aber wenn wir jetzt nicht konsequent weitergehen, droht ein gewaltiger Rückschritt – den wir über Jahre hinweg nicht mehr aufholen können.
Die Weidezone Tirol stellt daher drei konkrete Forderungen an Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, an die Tiroler Landesregierung – allen voran Landeshauptmann Anton Mattle – sowie an den Bauernbund, die Landwirtschaftskammer und alle anderen bäuerlichen Vertreter im Land und im Bund:
1) Anpassung des Tiroler Jagdgesetzes Tirol braucht ausgewiesene Weidezonen (= geografische abgesteckte Gebiete), in welchen Nutztiere „Recht auf Leben“ haben. In diesen Weidezonen muss es möglich sein, Wölfe bereits vor einem Riss zu entnehmen, also präventiv zu handeln. In diesen Weidezonen werden keine zusätzlichen Verordnungen benötigt. Solche Weidezonen gibt es bereits seit Jahren in Kärnten. Zur Erinnerung Kärnten hat bis dato 22 Wölfe entnommen. Angestrebte Klagen gegen das Kärtner Jagdgesetz wurden erfolgreich abgewehrt. 2) Ausrufung des „günstigen Erhaltungszustandes für Österreich“ Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 12.06.2025 schafft Klarheit: Österreich kann und muss den günstigen Erhaltungszustand jetzt ausrufen – Alle Anforderungen sind gegeben. Alle sechs Jahre ist ein Bericht über den Erhaltungszustand der Arten und Lebensräume, die der FFH-Richtlinie unterliegen an die EU-Kommission fällig – dieser steht im Juli 2025 an. Der Bericht wird vom Umweltministerium – also von Minister Totschnig – an Brüssel übermittelt. Wir erwarten, dass die aktuelle rechtliche Lage konsequent genutzt wird!
3) Aufnahme des Bären in das Jagdgesetz. Mittlerweile ist es bewiesen: Der Bär stellt eine ernste und große Gefahr für Mensch und Tier dar. Angriffe auf Menschen und sogar tödliche Zwischenfälle sind in Europa leider keine Seltenheit mehr. Slowenien hat die Jagd auf Bären bereits gesetzlich ermöglicht. Auch wenn wir in Tirol noch nicht annähernd so viele Bären wie in Slowenien haben – jetzt ist der Moment zu handeln und bereits jetzt erste Weichen zu stellen. „Ein Zögern und Zuwarten wie beim Thema Wolf wäre nicht nur absolut inakzeptabel, sondern verantwortungslos – und ein folgenschwerer Fehler, den wir uns beim Bären nicht leisten dürfen.“
„Ich höre ständig, dass daran gearbeitet wird, aber die Zeit läuft. Der Abgabetermin des Berichts an Brüssel steht vor der Tür. Kärnten hat gezeigt, dass entschlossenes Handeln im Sinne der Bauern möglich ist – rechtlich sicher und praktikabel. Die NGO-Klagen wurden bereits im Vorfeld abgewehrt. Kärntens Weg ist legal, machbar und zukunftsweisend“. „Auch in Salzburg und der Steiermark gibt es erste Gespräche, das Kärntner Modell zu übernehmen. Es kann doch nicht sein, dass es leichter ist, mit der FPÖ Weichen für unsere Landwirtschaft und Kulturlandschaft zu stellen, als mit der selbsternannten Bauernpartei ÖVP!“, meint Stefan Brugger
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